Integrative Steinheilkunde

Heilsteine und ihre Signatur
 

Kultische und therapeutisch verwendete Steine

Besondere Steine, zum Beispiel Vulkangestein aus der tiefe Erde oder Meteoriten, die vom Himmel fielen, oder mineralische Substanzen, wie der blutrote Ocker, aber auch die Gehäuse von Meeresschnecken aus den Tiefen des Wassers oder Tierzähne von den Wesen, die die Erde mit dem Menschen bevölkern und teilen, begleiteten den Menschen von früh an. Das betrifft zuallererst aber auch die Landschaft selbst, in der die Menschen immer schon lebten, hier vor allem markante Felsformationen und Berggipfel als Ausdruck der Nähe zum kosmischen Himmel, aber auch Höhlen, in ihrer Eigenschaft als Zugang zum Erdinneren. Später dann schufen die Menschen sich ihre eigene heilige Landschaft in der Form von Heiligtümern innerhalb der Behausungen, Tempel, Sakralbauten etc.
Ein anderer Strang des Gebrauchs von Steinen ist der pharmazeutisch-medizinische Bereich der ‚Materia medica‘. Vom umgehängten Amulett bis zum zermörserten Pulver als Ingredienz für eine Salbe, einen Trank oder zur Körperbemalung finden mineralische Drogen seit der Steinzeit Verwendung in den unterschiedlichsten menschlichen Kulturen. All dies zählt im weitesten Sinne also unter den Begriff ‚heiliger Stein‘, was der Begriff 'Heilstein' auch heute noch umfasst.

Heilsteine im modernen Sprachgebrauch
Als ‚Heilsteine‘ werden im zeitgenössischen Sprachgebrauch vor allem Mineralien (kristallin oder getrommelt) bezeichnet, denen eine positive, heilende Wirkung auf den menschlichen Körper, seine Psyche oder sein spirituelles Wohlbefinden zugeschrieben wird. Dieser Effekt soll durch Auflegen oder Aufkleben der Steine auf die betroffenen Körperteile oder Organe, durch das Aufstellen und kontemplative Betrachten, das Einlegen in oder Energetisieren von Wasser oder das Tragen am Körper erzielt werden können. Die moderne Naturwissenschaft erkennt die Wirkung von ‚Heilsteinen‘ nicht an. Mangels sehr hoher Kosten und fehlender Ressourcen gibt es keine klinischen Studien im Sinne einer evi­denzbasierten Medizin. Allerdings ist es fraglich, ob die Wissenschaft von ihrer axiomatischen Ausgangsbasis her überhaupt in der Lage ist, darüber ein tragfähiges Urteil zu fällen. Geht es doch bei der Steinheilkunde wie auch bei der Homöopathie um Resultate auf einer feinstofflichen, nicht-sichtbaren Ebene des Lebendigen, Seelischen, Geistigen, die von der Naturwissenschaft gar nicht zu ihrem Gegenstandsbereich zählen bzw. bewusst ausgeklammert werden. Daher ist die Steinheilkunde kein anerkanntes medizinisches Heilverfahren in Deutschland. Im Schatten des naturwissenschaftlichen Diskurses erfreut sich die Steinheilkunde dennoch in vielen verschiedenen Spielarten eines regen Interesses bei den Menschen – vor allem in den sozialen Medien, auf Esoterik-Messen oder im Internet.

Die neuere Steinheilkunde
Die Steinheilkunde (manchmal auch als ‚Litho­therapie‘ bezeichnet) ist ein Sammelbegriff für verschiedene methodische Ansätze, die ihren Inhalt auf vielfältige Weise gewinnen: Da ist zum Einen der Bezug auf die lange historische Tra­dition des Gebrauchs von mineralischen Sub­stanzen zu Heilzwecken in zahlreichen Kulturen. In den Büchern moderner Autoren in Europa und Amerika werden spezifische Indikatio­nen und Anwendungsbereiche von Steinen entweder durch empirische Testverfah­ren gewonnen (vor allem in Europa) oder aber durch Channeling, das sind persönliche Offen­barungen aus der geistigen Welt (vor allem im amerikanischen Raum). Diese beiden Ansätze sind vor allem in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts im Zuge der New Age Bewegung bzw. in den 90er Jahren von Michael Gienger und seiner Schule in Deutschland zur Steinheilkunde ausgearbeitet worden.

Die Analytische Steinheilkunde ist seit der theoretischen Begründung durch den Pionier Michael Gienger in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts nicht nennenswert weiterentwickelt worden. Zugenommen hat allerdings die Zahl der Publikationen, die in dem Fahrwasser der SHK fahren, aber meistens auf Quellenangaben verzichten, und immer neue Steine und Anwendungsratschläge ins Rennen schicken ebenso wie der Markt für Heilsteine immer noch boomt.  Anders, als die Therapie mit Heilpflanzen (Phytotherapie), ist es bis jetzt noch nicht gelungen, der modernen Steinheilkunde eine anerkannte, wissenschaftlich tragfähige Basis zu geben und sie damit vom Stempel der Parawissenschaft oder der Esoterik (im abwertenden Sinne) zu befreien. Ich meine: Es ist an der Zeit, dem Thema neue Impulse zu geben.

Die Steinheilkunde baut auf einem umfassenden System von Analogien auf, wobei mineralogische Fakten mit relativ unspezifischen menschlichen Wesenszügen, Lebenssituationen und Heilwirkungen kurz geschlossen werden. Das Phänomen der allgemeinen Wirkung von Heilsteinen wird - je nach Autor - mit unscharfen Begriffen wie "Informationen", "Energien" oder "Schwingungen" beschrieben, die wahlweise durch mineralogische (Kristallsystem) oder quantenphysikalische Begriffe, Theorien der östlichen Energiemedizin, die Annahme von morphologischen Feldern (Sheldrake), Biophotonen (Popp) oder Resonanz-Phänomene (Pelz) erklärt werden. Ein theoretisches Fundament, das diese unterschiedlichen Ansätze verbindet, integriert, fehlt bislang. Dadurch macht sich die Steiheilkunde für Kritiker angreifbar. Dazu kommt, dass die Auswahl der einzelnen Steine und die vorgeschlagenen Indikationen fast durchwegs auf einzelnen persönlichen Erfahrungen beruhen. Das wiederum führt zu einer gewissen Willkür und einem großen Grad an Beliebigkeit und einer fehlenden Plausibilität für den gezielten Einsatz im medizinischen Bereich.
Ziel muss es also sein, die verschiedenen Ebenen und Denkgebäude, die in die Steinheilkunde einfließen, sauber von einander abzugrenzen und die jeweiligen Prämissen transparent zu machen. Hier ist der archimedische Punkt, an dem meiner Meinung nach die Geisteswissenschaft im Sinne und Gefolge von Rudolf Steiner einen entscheidenden Beitrag zur formalen, aber auch inhaltlichen Weiterentwicklung der Steinheilkunde leisten kann. Ausgehend von einer Dreigliederung der Pflanze und den Betrachtungen Goethes zum Granit lässt sich so eine geisteswissenschaftliche Mineralogie entwickeln, mit deren Hilfe sich das Wesen der einzelnen Minerale und Gesteine besser verstehen lässt. Werden die Entstehungsbedingungen der Minerale (ihre "Biografie") und die in sie eingehenden Bilde- und Substanzprozesse als ihre Signatur begriffen und ausgelesen, wird auch verständlich, bei welchen physiologischen Prozessen sie im menschlichen Organismus unterstützend eingreifen können. Voraussetzung dafür ist aber die Akzeptanz eines ganzheitlichen, ökologischen und geistigen Weltbildes, welches die gemeinsame Evolution und Werde-Geschichte des Menschen und der ihn umgebenden anderen lebendigen Naturreiche (zu denen auch die Minerale und Gesteine gehören) im Ganzen der Evolution und der Schöpfungsgeschichte in rechter Weise begreift. Dabei geht es nicht darum, etwas blind zu glauben. Im Gegenteil ist verstehender Nachvollzug im eigenen Denken gefordert.

Dies wäre das Neue, eben das integrative Element in der Steinheilkunde. Dabei gilt der Grundsatz, dass sich Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft nicht ausschließen, sondern im Gegenteil: Die Phänomene, die im Geistigen, Seelischen, Lebendigen ihre Ursache haben mögen, drücken sich im Sichtbaren aus und müssen sich im naturwissenschaftlichen Diskurs bis auf die biochemische oder atomare Ebene verfolgen lassen. Dabei will ich nicht behaupten, dieses Unterfangen auch nur im Ansatz gelöst zu haben. Doch bin ich tief genug darin eingetaucht, um guten Gewissens sagen zu können: Es lohnt, diese Spur weiter zu verfolgen. Wenn es mir jetzt gelungen ist, Sie neugierig gemacht zu haben, dann ist der erste Schritt getan!

Mein Wunsch und meine Hoffnung: Gelingt es, der Steinheilkunde auf diesem Weg die Seriosität zu verleihen, die ihr eigentlich zukommt, werden hoffentlich auch mehr Heilkundige - Ärzte, Psychologen, Hebammen, Heilpraktiker oder Heiler – sich ihrer bedienen. Damit werden noch mehr Menschen die Vorteile dieser sanften, naturnahen, nebenwirkungsarmen Heilkunde für sich nutzen können.

Zu meiner Person

Ich bin Jahrgang 1961 und lebe mit meiner Familie in Plech (Oberfranken). Ich habe Literaturwissenschaft und Philosophie studiert und bin Redakteur von Beruf. Nebenberuflich habe ich eine Ausbildung zum Heilpraktiker gemacht. Meine Kinder gingen auf die Waldorfschule, was mich bewegte, mich zunächst kritisch mit der Anthroposophie auseinanderzusetzen. Dabei bin ich immer tiefer in diese Geisteswissenschaft eingestiegen, vor allem die Mineralogie (Erdwerdung) und die Menschenkunde (Medizin) faszinieren mich.  Mit Mineralien und Heilsteinen beschäftige ich mich seit zwei Jahrzehnten. Es ist mir ein großes Anliegen, die Steinheilkunde aus dem Abseits zu holen. Als Journalist habe ich die Fähigkeit, mir einen Überblick über die Grundzüge eines Themas zu verschaffen, ohne mich in Details zu verlieren. Mit diesem Grundsatz bin ich auch an die Mineralogie, Geologie, Chemie, Biologie, Medizin herangegangen. Und ich glaube, dass dies für mein Vorhaben eine gute Voraussetzung bietet.

Zahlreiche eigene positive Erfahrungen mit Heilsteinen – auch im Bekanntenkreis – haben mich von der Wirksamkeit der Steinheilkunde überzeugt.